Die Nationale Offensive (NO)

Die Nationale Offensive wurde am 3. Juli 1990 von Anhängern des ehemaligen Generalsekretärs und bayrischen Landesvorsitzenden der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP), Michael Swierczek, Vertretern des sogenannten Mosler-Flügels innerhalb der FAP und DDR-Übersiedlern, wie dem Bundesgeschäftsführer Carlo Bauer, gegründet.

Nach den jahrelang schwelenden Grabenkämpfen in der FAP bot sich die Nationale Offensive als neues Sammellager für frustrierte Kameraden gerdezu an.

Wenige Monate nach ihrer Gründung hatte die Nationale Offensive bereits  in den neuen Bundesländern Fuß gefaßt. Am 15. Dezember 1990 fand in Daasdorf am Berge (Landkreis Weimar) in der Gaststätte von DNP-Chef Thomas Dienel ein Parteitag der NO statt, auf dem die erste Kameradschaft der neuen Partei diesseits der Elbe gegründet wurde. Als Gäste konnten Mitglieder der Nationalen Liste (NL) und der Nationalistischen Front (NF) begrüßt werden. Die meisten der 20 Parteitagsdelegierten kamen allerdings im Gefolge von Swierczek aus Bayern.

Die Programmatik der NO ist ziemlich eng an das Programm der NSDAP von 1920 angelehnt, folgerichtig hat die Partei gute Kontakte zur NSDAP/AO.

Schwerpunktmäßig fordert die Nationale Offensive die Annulierung des deutsch-polnischen Grenzvertrages, die Rückführung aller Ausländer, denn "Kulturvermischung ist Völkermord", die sofortige Einstellung jeglicher Entwicklungshilfe und die"Erziehung der Jugend nach dem Leitbild des Gemeinschaftsgedankens". Weitere Forderungen sind betont antikapitalistisch oder verlangen die Zerschlagung von Grundrechten der Werktätigen, wie die Auflösung des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Um auch den ehemaligen DDR-Bürgern einen programmatischen Anreiz zu bieten, fordert die NO "Keine Amnestie für SED-Verbrecher" und die Enteignung der PDS.

Die Zentrale der NO befand sich in Augsburg, für die neuen Bundesländer wurde ein Regionalbüro in Dresden geschaffen, das von dem NO-Landesvorsitzenden Konstantin Mayer geleitet wurde.

Die Mitgliederzahl lag bei etwa 140, Landesverbände bestanden in Bayern, Sachsen und Berlin-Brandenburg, im Aufbau waren sie in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.

Die NO versuchte schon in ihrem Gründungsjahr an den Landtagswahlen in Bayern am 14. Oktober 1990 teilzunehmen, scheiterte jedoch an der zu geringen Zahl von Unterstützerunterschriften. Bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg am 5. April 1992 trat die Partei in Konstanz und Singen mit zwei Journalisten als Landtagskandidaten an, die gleichzeitig der im August 1991 in Villingen-Schwenningen  gegründeten Deutschen Reichsjugend angehörten. Die Kandidaten landeten mit 95 und 88, i.e. 0, 2 %, zwar auf den hintersten Plätzen, aber die Partei hatte eines ihrer wichtigsten Ziele erreicht: die Teilnahme an Wahlen und somit die Festigung des Parteienstatus.

Monatlich erschien der Deutsche Beobachter, herausgegeben in Diedorf, in einer Auflage von ca. 500 Exemplaren, der Berlin-Brandenburger Verband gab Das Tor heraus, der Münchner Kreisverband das Blatt München Offensiv, der Verband im sächsischen Sebnitz edierte sein Heft Der Sturm - Kampfblatt der Nationalen Bewegung im Raum Sebnitz. Zu Schulungszwecken erschien noch Der politische Soldat.

Am 22. Dezember 1992 wurde die Nationale Offensive vom Bundesinnenminister verboten.

Ermittlungsverfahren gegen einige Spitzenfunktionäre wegen des Verdachtes auf Bildung einer kriminellen Vereinigung und der Beteiligung an "fremdenfeindlichen Straftaten" sind eingeleitet. Bei Hausdurchsuchungen wurden Schußwaffen und Pulver gefunden, größere Mengen von Schwarzpulver waren bereits verdämmt verpackt und sollten bei einem Anschlag verwendet werden. Mehr als 30 Wohnungen und Geschäftsräume sind am 11. Dezember durchsucht worden, davon 19 in Sachsen und 11 in Bayern. Die Polizei beschlagnahmte Disketten, Tonbandkassetten und jede Menge Propagandamaterial.

Ende Januar 1993 wurde der NO-Aktivist Christian Sennlaub verhaftet, weil er Legionäre für die Kroatische Ustaša-Kampftruppe HOS geworben hatte. Sennlaub, Ex-FAPler, HNG-Funktionär und Führer der NO-Kameradschaft Witten plante den Aufbau eines Landesverbandes in Nordrhein-Westfalen. Über die Kontaktadresse der Wittener NOler lief auch die sogenannte Anti-Antifa-Arbeit.

Die Nationale Offensive war mit ihren Auftritten während der Hess-Gedenkmärsche in Bayreuth 1991 und Rudolstadt 1992 sowie während der Nazi-Demonstrationen in Dresden (Rainer Sonntag Trauermarsch) am 15. Juni 1991,  in Halle am 9. November 1991, in Dresden am 3. Oktober 1992 und mit ihren militanten, antisemitischen Aktionen ("Jude, Du lügst !") während des Schwurgerichtsprozesses gegen den SS- Oberscharführer Josef Schwammberger vor dem Landgericht Stuttgart offensiv in die Öffentlichkeit gegangen. Auch die Talkrunde beim Südwestfunk, an der Konstantin Mayer teilnahm, verschaffte der NO Publizität.

Die Nationale Offensive bemühte sich im Jahre 1992, ihr Aktionsfeld über die polnische Westgrenze auszudehnen. Im oberschlesischen Dziewkowice erwarb sie zwei Immobilien, die zu Schulungzentren ausgebaut werden sollten. Als lokale Unterorganisation wurde die Reichstreue Schlesische Jugend (RDJ) gegründet. Die Zeitung Schlesien-Report erscheint weiterhin. Die Pläne für einen deutschsprachigen Rundfunksender auf dem Annaberg sind ebenfalls noch nicht aufgegeben.

Internationale Kontakte pflegte die Nationale Offensive nach Königsberg, nach Litauen und in die Ukraine, wo sie offiziell mit dem Ukrainischen Studentenverband zusammenarbeitete.

Da die NO wie viele ihrer Partnerorganisationen in der Satzung das Prinzip der Mehrfachmitgliedschaft festgeschrieben hat, ist die politische Handlungsfähigkeit aller Parteiaktivisten ungebrochen.
 

Stand: 1997

Quellennachweis:
Lexikon – Deutschland rechtsaußen
Michael Bauernschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski (Hg.)
In: Jens Mecklenburg (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus,
S.145-547, Berlin 1996

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