Die Nationale Liste (NL)
Gegründet :
13. März 1989
Sitz :
Hamburg
Vorsitzender :
Thomas "Steiner" Wulff
Publikation :
INDEX
Anzahl der Mitglieder :
ca. 26

Am 13. März 1989 wurde in Hamburg die Nationale Liste gegründet, in den Vorstand wählten die Teilnehmer des Gründungsparteitages den bis dato stellvertretenden Landesvorsitzenden der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP), Thomas Wulff ("Steiner"), Thomas Sauer und die damalige Ehefrau des Rechtsextremisten Christian Worch, Ursula Worch.

Die NL bezeichnet sich selber als eine "Partei des Neuen Nationalismus" und tritt folgerichtig "gegen die Überfremdung unseres Vaterlandes" ein. Die Partei erklärte sich ausdrücklich für ein "deutsch-alternatives Wahlbündnis", bestehend aus Deutscher Alternative (DA), FAP, Nationaler Liste und Nationalistischer Front (NF). In ihren Flugblättern verlangt die Nationale Liste die Errichtung des IV. Reiches. Die Partei macht keinen Hehl aus ihrem Rassismus und wirbt in Aufklebern für "Neue Ideen - für eine weiße - deutsche Zukunft".

Bereits am 18. November 1990 begann Christian Worch die Werbetrommel bei den Ostdeutschen zu rühren, als er an der innerdeutschen Grenze während eines Aufmarsches rechtskonservativer bis neonazistischer Kräfte mehr als 500 Flugblätter der Nationalen Liste verteilte. Über die Nationale Liste wurden auch die Kontakte zwischen den Mitgliedern und Sympathisanten der Nationalen Alternative Berlin (NA) und der Kühnen-Connection um die Langener Funktionärsclique der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Frontt (GdNF) geknüpft. Die NL fungierte unmittelbar als Geburtshelfer der NA, die Satzung ist im wesentlichen identisch. "Steiner" lieferte den Berlinern die Logistik für das besetzte Haus in der Weitlingstraße und ließ sich regelmäßig über den Stand der Entwicklung rapportieren. Die NL organisierte auch die Teilnahme der Berliner an der  rechtsextremistischen Demonstration am 3. März 1990, die von Straßenschlachten mit linken Gegendemonstranten und Polizisten gekennzeichnet war. Am Nachmittag desselben Tages sprach dann der englische Hobbyhistoriker und Auschwitz-Negationist David Irving.

In etwa sechswöchigem Abstand erscheint die NL-Zeitung INDEX (jung + national + partiisch + bissig), in der immer wieder zu Aktionen rechter Selbstjustiz aufgerufen wird. im Jahre 1990 publizierte der INDEX zwei Listen von ehemaligen Richtern, Staatsanwälten und Krinminalpolizisten, die an Verfahren gegen Rechtsextremisten aus der DDR beteiligt waren und forderte auf, sofort deren Aufenthaltsort zu melden. Die NL veröffentlichte auch Boykottaufrufe gegen Restaurants, die der Partei gegenüber nicht willfährig waren, denn der Boykotteaufruf war 1934 "so wirksam, daß die Parole "Kauft nicht bei Juden" noch immer verboten ist". Bereits im April 1991 erschien der Aufruf zur Erstellung von schwarzen Listen von Linken. Ausgangspunkt war eine Annonce, in der sich Hamburger Bürger gegen die Räumung der Hafenstraße ausgesprochen hatten. INDEX fordert auf, jeden zu melden, der "vielleicht gewalttätigen Anarchisten- oder Bolschewistengruppen" angehört. Die letzte diesbezügliche Aktivität der Nationalen Liste war die sogenannte "Anti-Antifa"-Aktion im Jahre 1992, wo Treffpunkte von Linken in Wort und Bild dokumentiert wurden. Für das Jahr 1992 war die Herausgabe eines speziellen Anti-Antifa-Magazines mit dem Titel EINBLICK geplant.

"Steiner und seine Kameraden bilden bei Großveranstaltungen wie z.B. den Rudolf-Hess-Gedenkmärschen stets eine gut trainierte, mit Funksprechgeräten ausgerüstete Ordnergruppe.

Die NL kandidierte bei den Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft 1991, wobei sie allerdings nur 0, 1 % der abgegebenen Stimmen erhielt.

Derzeit verfügt die Nationale Liste nur über 26 Mitglieder und ist hoch verschuldet.

Am 31. August 1991 wurde in Dresden die Sächsische Nationale Liste gegründet. Pate stand dabei auch der österreichische Neonazionalsozialist Gottfried Küssel (Volkstreue Außerparlamentarische Opposition/VAPO). Zum Vorsitzenden der Regionalpartei, deren Größenordnung die Gründerväter bei 300 Aktivisten angesiedelt sehen wollten, wurde Helmar Braun gewählt.

Die Bedeutung der Nationalen Liste innerhalb der rechtsextremen Szene der Bundesrepublik und des benachbarten Auslandes ist eng verknüpft mit der Person von Christian Worch. Der ehemalige Notargehilfe, der sich dank einer üppigen Erbschaft einen sorgen- und arbeitsfreien Alltag gestalten kann, ist seit etwa 1977 in der rechtsextremen Szene aktiv und gehörte immer zum internen Kreis um Michael Kühnen. Nach dessen Tod zählt er zu den potenten, aber nicht charismatischen Nachfolgern des "Chefs".

Die Nationale Liste ist zwar nur eine in begrenztem Territorium agierende, aber äußerst einflußreiche Ultrarechtspartei, deren Mitglieder und großformatige Parteifahne - rotes Signum auf schwarzem Grund - bei jedem größerem Aufmarsch der bundesdeutschen und europäischen Rechten zu sehen ist. Vertreter der NL und der mit ihr eng zusammenarbeitenden Hamburger Liste für Ausländerstopp (HLA) waren auch während der pogromartigen Ausschreitungen im August 1992 in Rostock vor Ort, wo sie Propagandamaterial verteilten.

Am 12. Juli 97 tauchten in Bramfeld um die Postfiliale 713 am Hohnerkamp Plakate einer Anti-Antifa-Gruppe auf, die den Schwarzmarkt sowie die B 5 als Sammelpunkt von Linken darstellten. Als Kontaktadresse tauchte folgende Adresse auf: Anti-Antifa-Gruppen Walddörfer, c/o M. Schulze, Postlagernd, Postamt Volksdorf, 2239 Hamburg.

Stand: 1997

Quellennachweis:
Lexikon – Deutschland rechtsaußen
Michael Bauernschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski (Hg.)
In: Jens Mecklenburg (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus,
S.145-547, Berlin 1996

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