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Funktionäre: Frank Schwerdt (Vorsitzender), Hans Bahlke (stellvertretender Vorsitzender), Rita Bönisch (Schriftführerin), Richard Miosga (Schatzmeister), Weitere Mitglieder: Dr. Walter Menz (Rechtsabteilung), Christian Wendt, Andreas Storr, Peter Boche, Thilo Kabus, Peter Gilian, Rudolf Kendzia.
Peter Boche (ehemals Funktionär der REP, jetzt Mitglied der DL, beteiligte sich zusammen mit seiner Frau Sofja an vielen Demonstrationen der Neonazis); Thilo Kabus (führender Funktionär der NPD). Frank Schwerdt (ehemals Funktionär der CDU und Kreisvorsitzender der REP, jetzt Vorsitzender des DL-Landesverbandes Berlin-Brandenburg), Andreas Storr (Mitglied der NPD).
Struktur: Bereits 1990 gab es in Berlin-Lichtenberg Bemühungen, ein Wahlbündnis von der rechtskonservativen Deutschen Sozialen Union (DSU) bis zur neonazistischen Nationalen Alternative (NA) zu schaffen, was aber zunächst scheiterte. Programmatische Grundlage der FWG ist die im Oktober 1991 beschlossene "Lichtenberger Erklärung", mit der man sich besonders an die Wähler in Berlin und Brandenburg wandte, die mit den etablierten Parteien unzufrieden sind. Die Nationalen gliedern sich in Landes- und Kreisverbände. Laut Parteisatzung ist die Mitgliedschaft in der Partei Die Nationalen (Nationale) nicht identisch mit der Mitgliedschaft in Die Nationalen e.V. Angegliedert ist die Jugendorganisation Junges Nationales Spektrum (JNS) – Jugendverband der Nationalen e.V. in Guben (Vorsitzender: Udo Hempel). Ende 1995 geben Die Nationalen die Bildung von Hochschulgruppen an den Universitäten Potsdam und Frankfurt/oder und der Humboldt-Universität Berlin bekannt, und Anfang 1996 tritt die Gefangenenhilfe der Nationalen e.V. in Erscheinung. Bei den Nationalen sind Mitglieder rechtsextremer Parteien wie Die Republikaner, Deutsche Liga für Volk und Heimat und Nationaldemokratische Partei Deutschlands ebenso vertreten wie Kader der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front und verbotener Parteien wie Nationale Offensive oder Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei.
Aktivitäten: Die 1991 in Berlin gegründete Freie Wahlergemeinschaft „Wir sind das Volk“ tritt seit Januar 1992 unten dem Namen Die Nationalen auf. Die FGW DIE NATIONALEN kandidierte am 24. Mai 1992 bei den Berliner Wahlen zu den Bezirksverordnetenversammlungen in neun Stadtbezirken. Auf ihrer Kandidatenliste befanden sich rechtsextreme Skinheads und stadtbekannte Neonazis. Die FWG bekam insgesamt 2 477 Stimmen (0,2 Proz.), davon 1616 Stimmen in Berlin/West. Ihre Kandidatenliste enthält neben NPD - Mitgliedern und Ex-Republikanern auch ilitante Neofaschisten. Ebenfalls am 9. Mai wird eine geplante Gedenkkundgebung mit David Irving als Redner vor dem russischen Militärmuseum durch eine Gegendemonstration verhindert. Seit August 1992 sind Die Nationalen ein eingetragener Verein. In der Folgezeit organisieren sie eine Reihe von Veranstaltungen, u.a. zusammen mit der Berliner Kulturgemeinschaft Preußen e.V. (BKP) und dem Studentenbund Schlesien. Als Referenten erscheinen u.a. Hans-Dieter Sander, Wolfgang Strauss, Hans-Michael Fiedler und Pierre Krebs. Immer wieder werden Veranstaltungen der Nationalen polizeilich verboten, so z.B. am 26. August 1994 in Guben (bei der ein Vortrag von Peter Dehoust geplant war). 1995 sammeln sich Mitglieder der verbotenen FAP verstärkt bei den Die Nationalen und am 6. September versuchen in Cottbus über 70 Neofaschisten eine von den Nationalen organisierte bundesweite Versammlung durchzuführen. Im Oktober 1995 schrumpft die angekündigte Landesliste zu den Berliner Abgeord-netenhauswahlen mangels Unterstützungsunterschriften auf zwei Direktkandidaten zusammen. 1996 tauchen Plakate und Aufkleber des Aktionskomitee Rudolf Heß zum diesjährigen Rudolf Heß-Marsch auf. Als Kontaktadresse werden Die Nationalen e.V. genannt. Diese Aufmachung der Plakate übernimmt auf die Junge Nationaldemokraten / NPD aus Hamburg.
Periodika: Die Berlin-Brandenburger Zeitung (BBZ) – Zeitung der nationalen erneuerung entwickelt sich aus den Nationalen Nachrichten, der Wahlkampfzeitung von 1992. Damaliger Herausgeber war Andreas Storr. Die BBZ erscheint im Tageszeitungsformat sechswöchentlich mit einer Auflage von 22.00 Exemplaren (laut BBZ März/April 1996). Herausgeber ist Frank Schwerdt, leitender Redakteur ist Christian Wendt (sein Stellvertreter war bis Anfang 1996 Ex-FAP-Kader Michael Dräger, 1994 verantwortlich für die FAP-Zeitschrift Aufbruch). Ständige Redaktionsmitglieder sind Christian Wendt, Carola Bauer, Frank Schwerdt, Andreas Morbach , Karsten Voigt, Andreas Sennlaub, Andreas Schulz, Walter Menz, Jens-Ottfried Bergeer (bis Anfang 1996 Andreas Storr); Frei Mitarbeiter sind u.a. Detlef Cholewa, Karin Berger, Martina Voß, Udo Hempel, Steffen Dittmann, Ingo Günther, Erhard Kemper, Mike Penkert, Klaus Beier, Nicolas Wernicke (bis Anfang 1996 Frank Hübner und Friedhelm Busse); Korrespondenten sind Tino Brandt, Steffen Hupka, Udo Hempel, Andreas Morbach. Im Herbst 1995 erscheint die BBZ im Thule-Netz und es kommt zum Zeitungsverband zwischen BBZ und Junges Franken. Seitdem erscheinen weitere Lokalausgaben (Thüringer Zeitung, Mitteldeutsche Rundschau, Westdeutsche Volkszeitung und Süddeutsche Allgemeine).
Programmatik: Neben stark nationalistischen Positionen wird ein extrem rassistisches und ausländerfeindliches Menschenbild vertreten. Die Integration von Menschen anderer Nationalitäten wird als Vorhaben heimtü-ckischer Absicht bzw. „inländerfeindlicher Politik einflußreicher internationaler Kräfte“ abgelehnt. Weiter sind die Ausweisung von „Scheinasylanten und Asylbetrügern“ sowie die Trennung von ausländischen und deutschen Kindern in Schule und Kindergarten gefordert. Der deutschen Jugend will man wieder ein "nationales Geschichtsbewußtsein" vermitteln. Dazu soll das in der Bundesrepublik Deutschland vorherrschende Geschichtsbild revidiert und mit der seit 1945 oktroyierten "einseitigen Siegerideologie" der Alliierten aufgeräumt werden.
Zusammenarbeit: Im Rahmen von Schulungsarbeit besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Hoffmann von Fallersleben Bildungswerk, sowie dem Staatsbriefe-Leserkreis Berlin. Die Sektion Brandenburg der Hammerskins Deutschland ist über die Adresse der Nationalen erreichbar.
Bedeutung: „Die Nationalen verstehen sich als Wählergemeinschaft und versuchen, Vertreter von Parteien und Gruppen aus dem militanten neofaschistischen Bereich und aus den Reihen der Rechtsextremisten unter ihrem Dach zu sammeln. Ihr Ziel ist es, als überparteiliche Vereinigung auf eine Einheit der „nationalen“ Kräfte hinzuarbeiten. Nach dem Verbot der FAP erhielten die Nationalen starken Zulauf der ehemaligen Mitglieder“.
Neonazikreis um Frank Schwerdt (ehemals "Die Nationalen e. V.")
Der Neonazikreis um Frank Schwerdt betrachtet sich als Sammelbecken für organisierte und unorganisierte Neonazis im Raum Berlin-Brandenburg. Vor allem im ersten Quartal des Jahres waren seine Aktivitäten durch die Inhaftierung Schwerdts beeinträchtigt, er verbüßte seit Juni 1998 eine neunmonatige Haftstrafe, unter ande-rem wegen Volksverhetzung. In dieser Zeit kam es auch zu einem erheblichen Mitgliederschwund (1999: ca. 50; 1998: ca. 150). Aber auch nach seiner Haftentlassung kam die Arbeit dieses Personenkreises nur sehr schleppend in Gang. Schwerdt konzentrierte sich hauptsächlich auf seine Funktion als Mitglied des Bundesvorstands der "Nationaldemokratischen Partei Deutschlands" (NPD) und auf den NPD-Wahlkampf vor der Landtagswahl in Brandenburg und der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus.
Auch Schwerdts Mitarbeiter Christian Wendt, der bislang der NPD eher kritisch gegenüberstand, engagiert sich inzwischen zumindest punktuell für diese Partei. In der Septemberausgabe des NPD-Organs "Deutsche Stimme" (DS) fungierte er als "Chef vom Dienst".
Schwerdt und sein Umfeld versuchten unverändert, die Bundesrepublik Deutschland als einen Willkürstaat zu brandmarken, in dem national gesonnene Bürger großem Verfolgungsdruck ausgesetzt seien.
Im Zusammenhang mit der angeblichen Ankündigung eines im Land Brandenburg angesiedelten Industrieunternehmens, man werde künftig gegen "rechte Gewalttäter" arbeitsrechtliche Schritte einleiten, äußerte sich Schwerdt in einem Beitrag des Parteiorgans "Deutsche Stimme" der "Nationaldemokratischen Partei Deutschlands" folgendermaßen:
"Mit dem Schlagwort der 'Ausländerfeindlichkeit' wird in der BRD versucht, ganz normale nationale Regungen zu unterdrücken. Man geht jetzt sogar so weit, mit dem Verlust von Arbeitsplätzen zu drohen. .... Wenn jene unzähligen Aktionsbündnisse gegen Rechts schon keine Resonanz haben, dann sollen es die nationalgesinnten Bürger zumindest am Arbeitsplatz empfindlich spüren, woher der Wind weht. Die berechtigte Frage, was das allerdings dann noch mit der vielbeschworenen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu tun haben soll, bleibt dem Betrachter angesichts solcher Umtriebe beinahe im Halse stecken." (Schwerdt in "Deutsche Stimme" Nr. 5/99, S.4)
Während der Landtagswahlkämpfe in Brandenburg
und Thüringen erschienen im Sommer erstmals seit
zwei Jahren wieder Printausgaben der "Berlin-Brandenburger-Zeitung
der nationalen Erneuerung" (BBZ) sowie der "Neuen Thüringer Zeitung".
Beide Publikationen sind mit vier weiteren Zeitungen in einem "Nationalen
Medienverband" zusammengeschlossen; sie firmierten erstmals als Regionalausgaben
des NPD-Parteiorgans "Deutsche Stimme" (DS).
Das von Schwerdts Gefolgsmann Mike Penkert verantwortete "Radio Germania" strahlte - nach einer von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg zum wiederholten Mal verhängten kurzfristigen Sperre – seine Sendungen seit Januar wieder in ein- bis zweimonatlichem Turnus über den "Offenen Kanal Berlin" aus. Das Programm wird auch über eine Internet-Homepage verbreitet. Die Textbeiträge sind unterschwellig ausländerfeindlich und revisionistisch geprägt und stimmen inhaltlich häufig mit den Ansagen des ebenfalls von Penkert betriebenen "Nationalen Info-Telefon Preussen" überein.
Die von Schwerdt beeinflussten "Kameradschaften"
entwickelten keine nennenswerten öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten.
Schwerdt musste am 30. November eine weitere Freiheitsstrafe antreten:
basierend auf einer Verurteilung vom Oktober 1998 zu sechs Monaten Haft
ohne Bewährung wegen Gewaltverherrlichung im Zusammenhang mit der
Veröffentlichung einer CD der Thüringer Skinheadband "Volksverhetzer".
(Quelle. Bundesverfassungsbericht
1999)
Stand: 1997 - überarbeitet 2000
Quellennachweis:
Lexikon Deutschland rechtsaußen
Michael Bauernschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski (Hg.)
In: Jens Mecklenburg (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus,
S.145-547, Berlin 1996