Die Deutsch Nationale Partei (DNP)

Der 31jährige Thomas Dienel aus der Klassikerstadt Weimar steht seit dem 19. April 1992 an der Spitze der Deutsch Nationalen Partei, die ihrer Programmatik zufolge eine legal arbeitende Nachfolgeorganisation der NSDAP ist.

Dabei war Dienel das Musterbeispiel eines braven DDR-Bürgers. Von Lenins Werken inspiriert landete er im  Philosophiezirkel der Schule, und während seiner Ausbildung zum Koch sorgte der engagierte Lehrling für die ordnungsgemäße Durchsetzung der sozialistischen Gesetzlichkeit. Dem extrem geltungsbedürftigen, redegewandten FDJ-Sekretär gelang es, in unglaublich kurzer Zeit die Mitgliederzahl seiner HO-Grundorganisation von 15 auf 110 zu erhöhen. Selbstverständlich diente Thomas Dienel drei Jahre in der NVA.  Dann folgte die Delegierung des jungen Genossen an die Bezirksparteischule der SED in Erfurt. Der Ex-Funktionär heute noch aus tiefster Überzeugung sagt: " Ich habe daran geglaubt, daß der Sozialismus siegt." Deshalb gehörte er auch dem Stadtausschuß der Nationalen Front an. Dienel wurde zum Vorsitzenden seines Wohnbezirksausschusses gewählt, saß bei den "Volkswahlen" im Wahlausschuß.  Im September des Wendeherbstes 1989 reiste der heutige Ausländerfresser und Rassenfanatiker mit Jugendtourist nach Vietnam. Aber ebenso eifrig, wie Dienel zu DDR-Zeiten sozialistische Ideale propagierte, vertrat er schon im 1. Jahr n.d.W. nationalsozialistische Positionen. Zuerst als bienenfleißiger Wahlkämpfer für die NPD, der er seine ganzen Ersparnisse opferte. In seiner Funktion als Landesvorsitzender der NPD Thüringens organisierte er u.a. die neonazistische Großkundgebung am 9. November 1991 in Halle, wo er unverblümt, in Sprachduktus und Pathos seine historischen Vorbilder imitierend,  die Restauration eines "heiligen deutschen Reiches...von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt" forderte. Auch in der Deutschen Sexliga machte Dienel eine beachtenswerte Karriere:  er stieg vom vom Kreis- zum Landesgeschäftsführer in dieser obskuren Partei der Begierde auf.

Am Abend des 19. April 1992 versammelten sich etwa vierzig Neonazis in der "Brückenschänke" in Wechselburg (Landkreis Rochlitz/Sachsen), um die Gründung einer neuen Partei lautstark zu feiern und zu begießen. Deutsch Nationale Partei heißt der neue Stern am rechtsextremen Himmel, dessen Aufgang von Hakenkreuzen, Hitlergrüßen und "Sieg Heil"-Gebrüll begleitet wurde. Das Programm dieser Partei ist geprägt von Parallelen zum Parteiprogramm der NSDAP vom 24. Februar 1920.

Unverholen werden die ationalsozialistischen Maßstäbe von wert und unwert angelegt.


NSDAP DNP
Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist ..  In der DNP können alle Bürger deutscher Rasse und Kultur Mitglied werden ..... Das deutsche Volk ... dazu zählen wir alle Deutschen, die deutsch sprechen, deren Eltern beide deutscher Abstammung sind, mit einer abendländischen Kultur und Religion ...

Adolf Hitler hielt sich 1920 im Gegensatz zu Thomas Dienelin der Öffentlichkeit noch mit sprachlichen Perversionen wie Rassenvermischung, Durchrassung, Überfremdung, parasitäres Schmarotzertum und Ausrottung  zurück.
 

NSDAP DNP
Jede weitere Einwanderung Nicht-Deutscher ist zu verhindern... Wer nicht Staatsbürger ist, soll nur als Gast in Deutschland leben können und muß unter Fremdengesetzgebung stehen. Im deutschen Gesetz gibt es generell kein Asylrecht für Ausländer. In besonderen Fällen kann für Ausländer ein Gastrecht gewährt werden... Alle zur Zeit in Deutschland lebenden Ausländer werden erfaßt, ..... und werden nach obigen Prämissen neu eingeordnet.

Auch die altbekannte Fama von der Geschichtsfälschung fehlt nicht im Programm der DNP. Waren es damals der Mythos von der Unschuld des Deutschen Reiches am Ausbruch des 1. Weltkrieges und die Dolchstoßlegende, erscheint hier der Negationismus, die Leugnung der Nazi- und Kriegsverbrechen sowie der Verbrechen gegen die Menschlichkeit, in kaum verhüllter Form:

"Bei der Bewältigung der Geschichte vor 1945 spielt der Revisionismus eine große Rolle...Dies ist erforderlich, um mit der ewigen Buße des deutschen Volkes, die seit über 40 Jahren zur ständigen internationalen Erpressung und fast zur völligen Selbstaufgabe unseres Volkes führte, zu brechen. Wir stehen zu den heldenhaften deutschen Soldaten...Durch die Siegermächte des 2. Weltkrieges und des Zionismus wurden Greuelmärchen erfunden..."

Thomas Dienel weiß, was dem deutschen Arbeiter fehlt: Arbeit, Wohnung, Volksgesundheit. Er bietet Lösungen an, die einem das Blut gefrieren lassen : "...ausländische Arbeitnehmer...sind in Arbeitslagern zu sammeln und zum Wohle der Volksgemeinschaft zu beschäftigen."

Ähnlich rigide stehen NSDAP und DNP "zersetzenden" Einflüssen in der Kultur gegenüber:
 

NSDAP DNP
Wir fordern den gesetzlichen Kampf gegen eine Kunst- und Literaturrichtung, die einen zersetzenden Einfluß auf unser Volksleben ausübt .... Kulturen zu vermischen heißt für uns, die eigene Kultur zu verleugnen und zu bekämpfen - mit dem Ziel, sie zu vernichten. Deshalb sehen wir in Kräften, die einen multikulturellen Staat anstreben - Staatsfeind Nr. 1! Es gilt, sie für immer aus dem politischen Leben auszuschalten.

Der Hauptfeind von Nationalsozialisten und Deutsch Nationalen ist identisch : er steht links. Ein Sicherheitsamt will die DNP zur Bekämpfung des roten Unrates bilden, mit dem Ziel: Aufklärung der Gruppen, Öffentlichmachung ihrer führenden Köpfe und deren Ausschaltung. "Diesem internationalen Weltparasit, dem Kommunismus und seiner Ideologie ist der Kehraus zu machen."  Damit meint Dienel nicht nur die PDS, sondern auch die Grünen.

Thomas Dienel konnte im August 1992 in 16 thüringischen Städten den Rudolf-Hess-Gedenkmarsch anmelden, der dann aufgrund eines "Verwaltungsfehlers"  am 15. August in Rudolstadt reibungslos über die Bühne ging...Vor laufenden Fernsehkameras präsentierte der Weimaraner ungeniert verbotene Kennzeichen und ließ markige Sprüche ab. Die Festnahme nach einer verbotenen Kundgebung und massiven volksverhetzenden Ausfällen hatte sich bald wieder erledigt. Oberstaatsanwalt Matzke aus Rudolstadt sah keinen Grund für einen Haftbefehl. Erst nach Dienels Auftreten in der Sendung "Spiegel-TV", wo er bei Wehrsportübungen in der Nähe von Erfurt Pate stand und nach einer Pressekonferenz in Saalfeld, bei der er nicht nur die Gaskammern von Auschwitz leugnete sondern auch zur Gewalt aufrief, landete der Erz-Nationalsozialist hinter Gittern. Er wurde zu 2 Jahren und 8 Monaten Haft wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Verunglimpfung des Ansehens Verstorbener verurteilt, nachdem er den Gerichtssaal zu einem großangelegten Propagandaauftritt genutzt hatte.

Die Deutsch Nationale Partei ist nach wie vor nicht verboten.

Stand: 1999

Quellennachweis:
Lexikon – Deutschland rechtsaußen
Michael Bauernschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski (Hg.)
In: Jens Mecklenburg (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus,
S.145-547, Berlin 1996

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